Was studierst du eigentlich? – von Chiara
Gastbeitrag von Chiara Bauer
Als Studierende der Universität Freiburg befinde ich mich unter vielen jungen Menschen, die sich vor nicht allzu langer Zeit für einen von scheinbar unendlich vielen möglichen Studiengängen entschieden haben, um ihren Platz in dieser Welt zu finden und in vielen Gesprächen stößt man irgendwann auf die folgende Frage:
„Was studierst du eigentlich?“
Unter den unterschiedlichsten Antworten finden sich häufig auch diese: „Deutsch und Bio auf Lehramt, Mathe und Physik auf Lehramt oder Französisch und Religion auf Lehramt“. – eben die unterschiedlichsten Fächerkombinationen auf Lehramt. Aber warum studieren wir eigentlich nicht Lehramt mit Mathe und Physik als (Neben-)Fächer?
Das Hintenanstellen des „Lehramts“ spiegelt in meinen Augen sehr gut wider, welche Bedeutung lehramtsbezogene Kompetenzen für die Ausbildung unserer Lehrkräfte haben – tendenziell eben doch geringe.
Diese Feststellung hat mich zum Denken angeregt und viele Gespräche führen lassen, aus denen ich das deutliche Resümee ziehen konnte, dass der Schluss „Ich war ja lange genug in der Schule, also weiß ich auch was es bedeutet Lehrperson zu sein“, letztendlich ein Fehlschluss ist, denn Lehrperson zu sein, spielt sich zum größten Teil neben dem Unterricht und unabhängig vom eigenen Fach ab. Die Dimension der fachlichen Ebene ist nur eine Teilebene eines komplexen Berufes.
Aber wie vielen jungen Menschen, die sich auf die Suche nach dem richtigen Studium in den Tiefen des Internets verlieren, ist dieser Umfang des Lehrberufs bewusst?
Und wie vermitteln wir diesen „potenziellen Lehramtsstudierenden“ den Beruf der Lehrperson eigentlich?
Welche Informationszugänge haben sie und wie sehen diese aus?
Bei der Auseinandersetzung mit diesem Fragen, ließ sich in meinen Augen ein ernüchterndes Urteil fällen – woraus meine Idee einer Orientierungshilfe für potenzielle Lehramtsstudierende entstand.
Angelehnt an den „Online Studienwahl Assistant“ der Universität Freiburg, der für viele konkrete Fächer und Fachbereiche einen guten Einblick in das Studium gewährt, habe ich anhand fünf zentraler Kompetenzbereiche den Beruf der Lehrperson kategorisiert: Gesprächsführungskompetenz, Beziehungskompetenz, Fach und- Sachkompetenz, Organisationskompetenz und Selbstkompetenz. Diesen Kompetenzen habe ich anschließend versucht auf theoretischer und beispielhaft praktischer Ebene ein Gesicht verleihen, um diese klar vermitteln zu können und vorstellbar werden zu lassen. Zusätzlich sollten sich Interessent*innen in Bezug auf die Eignung als Lehrperson optional selbst reflektieren können und dies durch eine Fremdeinschätzung überprüfen.
Ein Semester lang habe ich an der Idee gearbeitet und ein Padlet erstellt, dass meine Idee mit Inhalt füllte. Sollte das Ganze aber eine Art Test werden, oder doch nur die Möglichkeit zur Information? Viel Text und wenig Bilder, oder eventuell kleine Videosequenzen?
Mit diesen Fragen bin ich beim letzten OBNF-Treffen auf konstruktive Kritik, mögliche Verbreitungswege und viel Zuspruch getroffen, die mich dazu angeregt haben mein Konzept weiter auszureifen. Seither hat sich das Ganze zu dem erweiterten Gedanken entwickelt, das Padlet als Input für ein E-Learning-Format zu verwenden, für dessen Erstellung ich in meinem Studium im Moment weiterführende Fähigkeiten erlerne.
Es ist spannend zu beobachten, wie sich im Rahmen eines Unimoduls mit dem OBNF als Kooperationspartner aus einem Denkanstoß heraus eine Idee, dann ein Projekt und irgendwann eventuell eine Verwirklichung entwickelt. – Und ich bin in diesem Kontext auch gespannt darauf, wann die Antwort auf die Frage „Was studierst du eigentlich?“ unabhängiger von dem Fächern ganz selbstverständlich „Lehramt“ heißen wird.
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